TRANSFORM

Nachhaltige Forschungsförderung

Die UZH unter­stützt die Forschung im Bereich Altertums­wissenschaft, Sicherung der Forschungs­qualität sowie in der Immun­therapie in den nächsten vier Jahren mit ins­gesamt 3,6 Mio. Franken. Die Anschub­finanzierung im Rahmen der Förder­linie TRANSFORM er­möglicht es, langfristige inter­disziplinäre Forschungs­strukturen auf­zubauen.

Das neue Center for Engineered Immunotherapy will das Potenziel der Immuntherapie rascher nutzbar machen (Bild: T-Zellen des Immunstystems greifen Tumorzellen an. iStock, Design Cells)

Das Förder­programm TRANSFORM zielt darauf ab, dass an der UZH neue Organisations­strukturen in zukunfts­weisenden Forschungs­bereichen auf­gebaut werden können. Die geförderten Strukturen sind prinzipiell inter­disziplinär aus­gerichtet. Eine Anforderung an die geförderten Projekte ist, dass die Strukturen nach der zentralen Anschub­finanzierung durch fakultäre Mittel weiter finanziert werden. So ist sicher­gestellt, dass die Struktur­bildung nach­haltig erfolgt.

In den kommenden vier Jahren werden drei Projekte mit TRANSFORM-Förder­geldern unter­stützt: Für den Aufbau eines Instituts für Archäologie, Klassische Philo­logie und Altertums­wissenschaften (IAKA) an der Philo­sophischen Fakultät werden 1,8 Mio. Franken bereit­gestellt, das neue inter­fakultäre Zentrum für Research Synthesis erhält eine Million Franken. In der Medizin soll ein neues Center for Engineered Immuno­therapy die Trans­lation von Forschungs­ergebnissen in die klinische An­wendung er­leichtern. Dafür erhält das Center in den kommenden vier Jahren 0,75 Mio. Franken.

Neue Wege in den Altertumswissenschaften

Mit modernsten Technologien inter­disziplinär die Welt der griechisch-römischen und anderen früheren Kulturen er­forschen: Das ist unter anderem das Ziel des neuen Instituts für Archäologie, Klassische Philologie und Altertums­wissenschaften (IAKA). Das neu geplante Institut basiert auf einem Zusammen­schluss des Instituts für Archäologie, des Seminars für Griechische und Lateinische Philologie der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit, sowie einer engen Anbindung der drei Lehr­stühle aus dem Bereich Alte Geschichte des Historischen Seminars.

Zu bereits be­stehenden Professuren sind im neuen Institut drei weitere Assistenz­professuren mit Tenure Track geplant, die zur inhalt­lichen Profi­lierung des IAKA bei­tragen werden. So ist unter anderem eine neue Professur für Mensch und Umwelt in der antiken Welt vor­gesehen. Denn der Blick auf Ent­wicklungen in früheren Gesell­schaften helfe dabei, ähnliche Ent­wicklungen in der heutigen Zeit besser zu ver­stehen, sagt Archäologie-Professorin Corinna Reinhardt, die die Gründung des Instituts feder­führend gestaltet. «Wir können mit einem methodisch fundierten wissen­schaftlichen Blick versuchen zu re­konstruieren, was passiert ist.» Etwa, wie resilient Gesell­schaften gegenüber Natur­ereignissen sind und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Mit digitalen Methoden Geschichte lebendig werden lassen: Ein römischer Senator spricht vor versammelten römischen Bürgern (Bild: Re-Experiencing History, erzeugt mit KI)

Digitale Methoden weiterentwickeln

Sowohl Reinhardt wie auch Felix K. Maier, dessen Lehr­stuhl für Alte Geschichte künftig einer­­seits eng mit dem IAKA ver­­bunden sein soll, anderer­seits auch weiter­hin im Historischen Seminars be­heimatet ist, nutzen in ihrer Forschung bereits jetzt intensiv digitale Methoden wie KI und 3D-Visualisierungen. Am IAKA sollen diese Methoden er­­weitert und weiter­­entwickelt werden. Dafür wird eigens eine Oberassistenz­­stelle geschaffen, um in diesem auf­­strebenden Feld gezielt Nachwuchs­­wissenschaftler/innen zu fördern.

«Was das Institut – auch international – aus­zeichnet, ist, dass wir in der Forschung neue, un­­konventionelle Wege gehen werden», sagt Maier. Damit meint er nicht nur die Zusammen­­arbeit zwischen Fächern wie der klassischen Archäologie, antiken Geschichte oder klassischen Philologie, die im angel­­sächsischen Raum bereits sehr stark aus­­geprägt ist. «Wir werden stark mit Disziplinen wie Computer­linguistik, Psycho­logie, Geo­logie oder Klima­­wissenschaften zusammen­­arbeiten», so Maier. In seinem Forschungs­­projekt «Re-Experiencing History» arbeitet er etwa mit Computer­linguisten zusammen und setzt generative künstliche Intelligenz ein, um historische Szenen als Bilder oder kurze Video-Sequenzen zu visua­lisieren. «Wenn wir historische Szenen als tat­­sächliche Bilder vor uns haben, dann kommen wir nochmals auf ganz andere Ideen und Frage­­stellungen. Das ist für uns sehr frucht­­bar.»

Wissenschaftliche Qualität stärken

Die wissen­­schaftliche Qualität und damit verbunden die Glaub­würdig­keit und Zuverlässig­­keit wissen­schaftlicher Erkennt­nisse stehen im Fokus des 2018 an der UZH ge­gründeten Kompetenz­­zentrums Center for Reproducible Science (CRS). Nun soll das CRS in ein neues Zentrum für Reproduzier­­barkeit und Forschungs­­synthese überführt und ver­stetigt werden. «Wir wollen damit die beiden Themen Reproduzier­­barkeit und Forschungs­­synthese zusammen­­bringen», sagt Leonhard Held, Professor für Biostatistik an der UZH und Gründungs­­direktor des CRS.

Beide Ansätze sind wichtig, um die Qualität und Validität von wissen­­schaftlichen Erkennt­­nissen zu beurteilen. Forschungs­­synthesen dienen dazu, durch Zusammen­­fassung und Kombination von be­stehenden Studien den Forschungs­­stand in einem Themen­bereich zu bewerten und einzuordnen. Jedoch fehlten häufig die Methoden, um überhaupt wissen­schaftliche Ergebnisse mit­einander verbinden zu können, führt CRS-Geschäftsführer Fabio Molo aus. «Insbesondere, wenn die einzelnen Studien ver­schiedene Datentypen oder unter­schiedlichen Methodologien ver­wenden.»

Je mehr wissenschaftliche Artikel publiziert werden, desto wichtiger ist es, deren Qualität und Reproduzierbarkeit sicher zu stellen. (Bild: iStock, luoman)

Spreu vom Weizen trennen

Heute werden jedoch ver­mehrt nicht nur Studien, sondern auch die ihnen zugrunde­liegenden Daten ver­öffentlicht. Dies eröffnet neue Möglich­keiten, Studien zu ver­gleichen und zu kombinieren: «Statt lediglich die Ergebnisse aus den Studien zusammen­zutragen und auszuwerten – wie in einer klassischen Meta-Analyse – greifen wir direkt auf die Rohdaten zurück», so Held. Die Forschung am neuen Zentrum soll Methoden ent­wickeln, um Aus­wertungen über nicht einheitliche Rohdaten zu er­möglichen. Ein Beispiel ist die so­genannte Individual Patient Data Meta-Analysis in der Medizin, die für die Synthese der Er­gebnisse direkt auf die zu Grunde liegenden Patienten­daten zurück­greift.

Ein zweiter Schwer­punkt am Zentrum ist die Forschung zu Methoden, um die Validität oder Reproduzier­barkeit der Ergebnisse einzelner Studien besser be­urteilen zu können. «Wir müssen besser in der Lage sein, die Spreu vom Weizen zu trennen», erklärt Held. Der hohe Publikations­druck führt dazu, dass welt­weit immer mehr Studien von zweifel­haftem wissen­schaftlichem Wert ver­öffentlicht werden. «Wir wollen die Methodik ent­wickeln, mit der man die Qualität wissen­schaftlicher Evidenz besser beurteilen kann», so Molo.

Diese Ver­fahren sollen allen interessierten Forschenden an der UZH zugute­kommen. Denn obwohl das neue Zentrum an der Medizinischen Fakultät an­gesiedelt ist, ist das Thema «wahrhaft interdisziplinär», wie Held betont. «Da häufig die gleichen Methoden un­abhängig von der Disziplin an­gewendet werden, können die Disziplinen auch von­einander lernen.» Die bereits be­stehenden Kurse des CRS für Nachwuchs­forschende in allen Disziplinen sollen durch das neue Zentrum weiter­geführt werden.

Vom Labor in die Anwendung

Die Immun­therapie ist ein vielver­sprechender Ansatz, unter­schiedlichste Krankheiten von Krebs bis zu Auto-Immun­erkrankungen effizient zu bekämpfen. Es handelt sich dabei um ver­schiedene Methoden, die das körper­eigene Immun­system nutzen, um Tumore zu bekämpfen, die es natürlicher­weise nicht aus­reichend effizient angreift. «In der Forschung zur Immun­therapie sind wir an der UZH sehr gut aufgestellt», sagt Markus Manz, Professor für Hämato­logie an der UZH und Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie am Universitäts­spital. «Wenn es aber darum geht, die im Labor erzielten Erfolge in klinische Versuche um­zusetzen, stossen wir an Grenzen.»

Diesen Engpass soll das neue Center for Engineered Immunotherapy (CEI) mit einer Assistenz­professur beheben, die spezifisch auf die Über­tragung von Forschungs­ergebnissen in anwendbare Therapien aus­gerichtet ist. «Bevor eine Entdeckung im Labor in eine erste klinische Studie über­führt werden kann, braucht es sehr viel Vorbereitungs­arbeit», erklärt Manz. Die Professur soll sicher­stellen, dass dafür Ressourcen zur Ver­fügung stehen. Ziel ist es laut Manz, «einen ver­lässlichen und gut standardisierten Pfad auf­zubauen, mit dem wir neue Therapie­ansätze einfacher in die Klinik bringen.»

Visualisierung von Antikörpern (blau) aus Immunzellen, die Krebszellen ansteuern. (Illustration: istock/design cells)

Synergiepotenziale besser erkennen

Zudem wird das CEI auch die bereits be­stehenden vielfältigen Forschungs­aktivitäten zur Immun­therapie an der UZH bündeln und den Austausch unter den Forschenden ver­bessern. Denn oft können Technologien, die für eine bestimmte Krankheit ent­wickelt wurden, auch in ganz anderen Gebieten ange­wendet werden. «Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass bestimmte in der Krebs­forschung entwickelte Therapien äusserst effizient sind bei bestimmten Auto-Immun­erkrankungen», erklärt Manz. Das CEI soll Strukturen schaffen, die dazu führen, solche Potenziale besser zu er­kennen und zu nutzen.

Inhaltlich fokussiert die Forschung am CEI auf verschiedene immuno­logische Methoden zur Be­kämpfung von Tumoren. Zum einen werden Immun­zellen (wie z.B. T-Zellen) genetisch so ver­ändert, dass sie Krebs­zellen mittels Rezeptoren erkennen. Kommt es zum Kontakt mit den Tumor­zellen, können sie diese zum Absterben bringen. Die Forschung am CEI zielt darauf ab, die Methoden für die genetische Ver­änderung der Zellen im Labor weniger auf­wändig und auch kosten­günstiger machen. Im besten Fall kann dies direkt im Körper der Patientinnen und Patienten passieren.

Zum anderen sollen neue Moleküle ent­wickelt und unter­sucht werden, die im Patienten Immun­zellen effektiv gegen Krebs aktivieren können. Diese Moleküle wirken, ohne dass die Immun­zellen genetisch verändert werden müssen, was das Potential hat, die Therapien wirk­samer, sicherer und lang­fristig mehr Patientinnen und Patienten zu­gängig zu machen.